Samstag, 20. Juli 2013

4. Tag - 20. Juli 2013: Laredo - Colindres - Argonos - Somo - Santander




Tagesetappe 43 km
Gesamtstrecke: 127 km
Wetter: Sonnig, geringe Bewölkung, dunstig, sehr warm, kaum Wind

Rückblick auf gestern Abend:
Spanier sind schon etwas Besonderes: Bis abends um 8:00 Uhr taucht kaum einer auf, dann geht es aber ab. Die Kneipen füllen sich ganz geschwind und in den Restaurants ist ab neun Uhr kaum noch ein Platz zu finden. Irgendwie ist die Atmosphäre viel familiärer als in Deutschland. Die Menschen sind irgendwie aufgeregter, schnattern und reden sehr gestenreich. Ich habe Glück, weil ich schon kurz nach acht Uhr in dem von mir nachmittags ausgeguckten Restaurant bin. Ich bestelle eine Plato Combinado: gebratenes Rindfleisch, Spiegelei, Pommes und Salat. Es schmeckt gut, und ich werde auch satt. Um 22:00 Uhr bin ich am Campingplatz Carlos V zurück. Dort ist "der Teufel los". Überall wird gefeiert, die Kinder spielen, es wird gekocht, gegrillt und getrunken - und man unterhält sich natürlich sehr laut. An Schlaf ist dabei nicht zu denken. Erst kurz nach Mitternacht kehrt Ruhe ein.

Heute früh bin ich schon kurz nach sieben auf den Beinen. Um acht Uhr kann ich bezahlen (8 Euro) und mache mich auf den Camino. Ich verzichte darauf, mit der Fähre nach Santona überzusetzen, sondern fahre die Bucht mit dem Fahrrad aus. Das sind zwar 8 Kilometer mehr, aber ich habe Zweifel, ob ich den schmalen Steg bewältigen kann, der vom Sandstrand zur Fähre führt (im Prinzip ein etwa 40cm breites Brett). Unterwegs frage ich einmal einen Spanier nach dem Weg. Er erklärt mit gestenreich, ich solle nicht den direkten steilen Weg über einen Berg nehmen, sondern einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, dann hätte ich kaum Steigungen. Komisch ist schon, was man alles versteht, selbst wenn man die Sprache nicht spricht. Ich folge dem Rat und bin von der Strecke (zunächst) begeistert. Um 10:00 Uhr zeigt das Thermometer schon 25 Grd an, das kann ja im wahrsten Sinn des Wortes heiter werden. Am Himmel sind zwar ein paar kleine Wolken, und es ist ziemlich dunstig, so dass man nicht viel und nicht weit sehen kann, aber es ist heiß. Ich strampele auch kleinere langgezogene Steigungen bergan, die Kondition wird langsam wieder besser. Irgendwann beginnt es wieder derartig steil bergauf zu gehen, dass ich zunächst einmal absteige und mich nach etwa einem Kilometer in den Schatten setze - leider hilft mir heute kein lieber Mitpilger, von denen ich im Übrigen bisher kaum einen gesehen habe - ich bin doch etwas abseits von der Wanderroute, die aber wieder einmal mit meinem Radl nicht zu befahren ist. Unter einem kleinen, Schatten werfenden Baum trinke ich etwas, esse ein paar Muffins, um den Kohlehydrathaushalt wieder ins Lot zu bringen und mache dann bis Mittag ein kleines Nickerchen - direkt neben der Straße. Aber irgendwann muss es dann auch weiter gehen.

Nach einem weiteren Kilometer bergauf Schiebens kann ich mich endlich wieder aufs Toxy setzen und etliche Kilometer bergab sausen, meistens muss ich bremsen, um nicht zu schnell zu werden (heute habe ich einmal 52 km/h drauf gehabt). Ich überlege ernsthaft, ob ich in Somo, das ist ein Touristenort gegenüber von Santander, auf den Campingplatz oder ob ich in Santander in die Pilgerherberge gehen soll. Ich entschließe mich für die Pilgerherberge, damit die Pilgerfahrt trotz des Fahrrades so authentisch wie möglich ist.

Fähre nach Santander

Fähranleger in Somo
In Somo warte ich 25 Minuten auf die Fähre, die mich und das Toxy für 3,60 Euro über die Bucht nach Santander bringen soll. Irgendwie schaffe ich das Rad dann tatsächlich auf die Fähre und genieße die halbstündige Überfahrt.
Blick auf Santander

In Santander finde ich die Herberge relativ schnell.
Türschild an der Herberge
Die Dame im Empfang kann weder Deutsch noch Englisch, dennoch verstehen wir uns ganz gut. Die Übernachtung mit Frühstück kostet für mich 10 Euro, für das Toxy (ohne Frühstück) 3 Euro. In dem großen Schlafraum stehen ungefähr 30 Betten (Doppelstock). Ich werde heute zum ersten Mal meinen Jugendherbergsschlafsack ausprobieren (In deutschen Jugendherbergen haben diese ausgedient, dort gibt es Bettwäsche, die man selbst beziehen muss). Die Matratzen sind ziemlich weich. Männlein und Weiblein dürfen im selben Raum schlafen, lediglich die Sanitäranlagen sind getrennt - dafür aber relativ einfach.

Nach einer ausgiebigen Dusche fühle ich mich wieder besser und mache mich auf in das Centro von Santander.
Tagebuchschreiben 
Unterhalb der Herberge finde ich zunächst einmal eine Bar, in der ich bei einem Cerveza und einem Eibrötchen (Stärkung muss sein!) den ersten Teil des Tagesblogs schreibe.
Kapelle unter der Kathedrale

Danach besichtige ich die wirklich ausgesprochen schöne Kathedrale, die eigentlich aus zwei Kirchen besteht, denn unterhalb der eigentlichen Kathedrale befindet sich eine sehr niedrige "alte" Kirche. Sehenswert ist auch der prächtige Kreuzgang.
Kreuzgang

Kathedrale

Kathedrale
kostenloses Konzert


Anschließend mache ich einen Stadtbummel. Offensichtlich ist gerade ein riesiges Stadtfest im Gange - es sind massenhaft Stände aufgebaut, an denen es Pinchos (kleine mit Leckereien belegte
Santander-Bank

Santander: Flaniermeile
Brötchen) und Getränke gibt. Ein Kreuzfahrer macht gerade im Hafen fest, und die Menschen schauen dabei interessiert zu. Ich trinke in einem kleinen Straßencafe einen Kaffee und schaue dabei vier (sehr) alten Damen zu, die jede ein Handy - älterer Bauart - in der Hand haben und sich gegenseitig Nachhilfeunterricht geben. Ach ja, gegen 7 Uhr hat es ein paar Regentropfen gegeben, die sind aber schon wieder verdampft. Im Übrigen sagt der Wetterbericht ab Mitte nächster Woche Regen voraus. Hoffentlich hat er in dieser Beziehung genauso wenig recht, wie unser Wetterbericht in Kiel.

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