Freitag, 19. Juli 2013

3. Tag - 19. Juli 2013: Castro-Urdiales - Laredo


Tagesetappe 25 km
Gesamtstrecke: 84 km
Wetter: vormittags sonnig ohne Wolken, sehr warm, nachmittags bewölkt und sehr windig

Laredo, das Wort muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Es klingt sehr spanisch, und die Stadt "fühlt" sich irgendwie auch sehr spanisch an. Jedenfalls bin ich heute hier gelandet, schäme mich aber ein bisschen, weil ich so richtig "pilgerunlike" heute nur 25 km hinter mich gebracht habe.

Die letzte Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen, weil meine Hüfte mich wieder plagte - egal wie ich lag (links, rechts, auf dem Bauch oder auf dem Rücken), wurde ich immer wieder wach, weil es weh tat. Dennoch habe ich bis 8:00 Uhr irgendwie die Augen zugehabt und werde endgültig erst wach, als die letzten Fußpilger sich so langsam auf den Weg (Camino) machen. Ich kann für die Morgentoilette die Räume der Pilgerherberge nutzen,  baue anschließend mein Zelt ab und packe alles aufs Toxy. Ich stelle dabei fest, dass sich eine Schraube des Ständers gelöst hat und dieser damit nur noch von einer gehalten wird. Hoffentlich geht das gut. Um neun Uhr geht es los, nachdem ich zwei kleine trockene Küchlein mit ein paar Schlückchen Wasser als Frühstück verspeist habe.

Nationalstraße nach Unquera

es geht bergab - schön

Wegweiser für Pilger
Ich bin der letzte, der die Pilgerherberge verlässt. Ich nehme nicht den Pilgerweg, sonder bleibe auf der Nationalstraße N 634. Ab und zu überhole ich einen der Pilger, mit denen ich am vergangenen Abend noch zusammengesessen habe. Das ist jedesmal ein großes "Hallo" und sehr viel "Buen Camino". Nach rund 8 Kilometern finde ich in Cerdigo eine geöffnete Bar, die ich sofort ansteuere. Ich gönne mir zwei Cafe con leche und ein Jamon-Quesos-Sandwich. Danach kann es weitergehen.

Ich habe die Küste mit ihren steil abfallenden Felsen und das Meer ganz häufig im Blick, es ist wunderschön, und ich genieße die Tour - bis es wieder bergauf geht. Das veranlasst mich abzusteigen und mal wieder zu schieben. Belohnt wird das ganze dann wieder durch fast "berauschende" Abfahrten. Bei den Steigungen werde ich oft von Rennradfahrern und Mountainbikern überholt. Ich lasse mich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen und schiebe geduldig weiter.

Als ich das dritte Mal eine ziemlich lange Strecke bergauf schiebe - ich bin bereits kurz vor Laredo - mache ich im Schatten eines Baumes eine kurze Pause. Ich höre von hinten jemanden ein fröhliches Lied pfeifen. Nach kurzer Zeit erreicht mich ein junger Pilger, der mir anbietet, beim Schieben zu helfen. Das Angebot nehme ich sehr gerne an. Auf dem nächsten Kilometer unterhalte ich mich sehr angeregt mit Greg, einem Franzosen aus Strassbourg, der den Camino ab Vezelay gegangen ist. Er ist begeistert von meinem Toxy und möchte alle Vor- und Nachteile eines Liegerades wissen. Das ist ein bisschen schwierig, weil mir die nötigen englischen Fachbegriffe fehlen - da merke ich wieder einmal, dass mein Vokabelschatz doch nicht so ganz ausreichend ist.

Laredo - Altstadt

Laredo - Touristenhochburg

in der Ferne ein Waldbrand
Dann geht es sausend abwärts nach Laredo. Bei einem Mirador mache ich ein paar Fotos auf diese Touristenhochburg. Ein mehrere Kilometer langer Strand lockt hauptsächlich Spanier an, und viele Hotels und Appartementgebäude "verschandeln" die schöne Aussicht. In Laredo suche ich die Pilgerherberge, die allerdings um 13:00 Uhr nicht geöffnet hat. Die Alternativherberge ist "completo", also besetzt. In einer "Zwei-Sterne-Pension" frage ich nach einem Zimmer. Das soll mit Bad über den Flur 50 Euro kosten, was mir einfach zuviel ist. Kurzentschlossen such ich einen Campingplatz, den ich gegen 14:00 Uhr erreiche. Er ist ziemlich klein, hauptsächlich mit Dauercampern belegt und ca. einen Kilometer vom Zentrum und 200 m vom Strand entfernt. Nachdem ich mein kleines Zelt aufgebaut habe, mache ich zunächst erst einmal Siesta. Es bewölkt sich stark und ein frischer Wind gibt eine gute Abkühlung.

Srtandpromenade

Playa von Laredo
Nach dem Studium des Pilgerführers und der Landkarte, welchen Weg ich morgen fahren soll, gehe ich an den Strand und sehe mir das Treiben dort an. In einem Supermercado kaufe ich das für morgen notwendige Wasser und ein paar Muffins als Verpflegung für tagsüber. Auf der Terrasse des Campingplatzes schreibe ich bei einer Cerveza (Bier) diesen Blog. In einer Stunde werde ich in einem Restaurant essen gehen - ich freue mich darauf, etwas Warmes zwischen die Zähne zu bekommen.

Wenn sich noch etwas aufregendes ereignen sollte, werde ich morgen darüber berichten.


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