Donnerstag, 18. Juli 2013

2. Tag - 18. Juli 2013: Bilbao - Portugalete - La Arena - Castro Urdiales




Tagesetappe 42 km
Gesamtstrecke: 59 km
Wetter: Sonnig ohne Wolken, sehr warm

Eigentlich hatte ich vor, heute morgen auszuschlafen und erst gegen 8:00 Uhr aufzustehen. Da ich in der Nacht ständig davon geträumt habe, dass das Liegerad irgend einen Defekt bekommt und wie

man ihn hier reparieren kann, habe ich sehr schlecht geschlafen. So stehe ich schon kurz nach sieben Uhr auf und beginne damit zunächst noch ein wenig Luft in die Reifen zu pumpen (ich musste für den Flug die Luft ablassen) - bei mehr als 3 bar ist das mit der Mini-Luftpumpe ziemlich anstrengend. Dann beginne ich meine Taschen neu zu packen und bin kurz vor neun Uhr soweit, dass ich starten kann. Ursprünglich hatte ich vor, mit der U-Bahn bis Portugalete zu fahren, weil die 10 km lange Strecke durch ziemlich viel Industriebrache führt. Nachdem ich aber immer Harpe Kerkeling als nicht richtigen Pilger bezeichne, weil er öfters geschummelt hat, verzichte ich selbst auch auf das Schummeln. Inmitten eines ziemlich starken Verkehrs fahre ich fast die ganze Zeit am Fluss entlang.
hier gibt es Frühstück (Desajuno)
das lasse ich mir schmecken!
Nach etwa einem Kilometer sehe ich eine Bar, die schon geöffnet hat und bei der es ein Frühstück für mich gibt. Die Industriebrache erweist sich als nicht
Industriebrache
die berühmte Schwebefähre
so schlimm, vielmehr zeigt das auch eindrücklich den Wandel, den die Region hier durchmacht. Schließlich erreiche ich Seixo mit der berühmten Brücke, die nur den Zweck hat, eine Schwebefähre, die von Seixo nach Portugalete und zurück fährt, zu tragen. Ein sehr interessantes Bauwerk, das auch Welterbe ist.

Rollwege erleichtern den Aufstieg
In Portugalete suche ich den Pilgerweg, der steil bergauf geht. Netterweise haben die Spanier hier Rollwege eingebaut, so dass der Aufstieg ein wenig erleichtert wird. Dann die Überraschung: Der Weg geht auf eine "Fußgänger- und Radfahrerautobahn" mit Rastplätzen und Verkehrszeichen: wirklich sehr komfortabel, so dass ich kein Mal zum Schieben absteigen muss.
Radfahrerautobahn
Playa von La Arena
Die letzten drei Kilometer geht es abwärts bis zum Meer, und ich erreiche La Arena, wo sehr viel los ist: Hunderte drängeln sich am Strand und genießen die Sonne und den Atlantik. Ich schaue mir das Treiben eine Weile an, möchte aber nicht hier in der Pilgerherberge bleiben. Es ist erst Mittag und viel zu früh, heute schon aufzuhören.

Also suche ich einen Weg nach Castro Urdiales, das noch ca. 22 Kilometer entfernt ist. Um die richtige Straße zu erreichen, muss ich mit dem bepackten Liegerad auf einem schmalen Pfad steil hinauf. Irgendwann geht es vorläufig nicht weiter, und ich halte zum Verschnaufen an. Oberhalb auf der Brücke, zu der ich will, laufen zwei Spanier, die mich da stehen sehen. Einer der beiden fragt, ob er helfen kann. Das nette Angebot nehme ich dankend an, und das Toxy ist ruckzuck oben auf der Straße. Wie trauere ich doch der "Radfahrerautobahn" nach: Hier gibt es zwar nicht viel Verkehr, dafür erhebliche Steigungen, die mich ganz schön fordern. Insgesamt schiebe ich wieder etliche Kilometer bergauf, was aber dann wieder durch herrliche Abfahrten belohnt wird. Es ist ziemlich heiß, und irgendwann kommt der Punkt, wo ich mal wieder Pause machen muss. Ich finde ein schattiges Buswartehäuschen und mache etwa eine Stunde Siesta.
Blumenpracht
Danach muss ich mit einem herrlichen Blick aufs Meer und die felsige Steilküste noch einmal einen Kilometer schieben und dann geht es fast nur noch bergab bis Castro Urdiales. Hier haben Christl und ich vor ein paar Jahren mit dem Wohnmobil auf dem Campingplatz übernachtet. Da will ich aber nicht hin. Gegen 16:00 Uhr erreiche ich direkt hinter der Stierkampfarena die Pilgerherberge, die 17
Pilgerherberge in Castro-Urdiales

fröhliche Pilger
es gibt viel zu erzählen

"Campingplatz" hinter der Herberge
Betten hat. Mir kommen etliche Pilger entgegen, die mir mitteilen, dass alles besetzt ist. Eine Engländerin umarmt mich, weil ich so traurig aussehe. Ich gehe in die Herberge, um zumindest den Stempel zu bekommen und will dann doch weiter zum Campingplatz. Der Herbergsvater meint, ich könne auch hinter der Herberge mein Zelt aufbauen. Das Angebot nehme ich natürlich gern an (kostet 4 Euro).


Playa von Castro-Urdiales
Nachdem das Zelt aufgebaut ist, gehe ich duschen, wasche Wäsche (die haben sogar eine Schleuder) und setze mich zu den anderen Pilgern. Alle stellen sich mit Vornamen vor und woher sie kommen. Es ist wirklich ein bunte Mischung: Kanada, Deutschland, Polen, USA, Kanada, Spanien, Frankreich. Ich kann mir das aber nicht alles merken, finde es aber toll mit den anderen (meist auf englisch) zu reden. Ich laufe noch einmal zur Playa und schaue mir das Strandtreiben an, bevor ich wieder zur Pilgerherberge zurückgehe, um diesen Blog zu schreiben. Ich hoffe, dass ich diese Nacht im Zelt gut schlafen kann - zur Straße sind es zwanzig Meter - allerdings ist der Verkehr nicht sehr stark.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen