Mittwoch, 17. Juli 2013

1. Tag, 17. Juli 2013 - Was man so alles erlebt, um mit dem Fahrrad von Kiel nach Bilbao zu kommen

Tagesetappe mit dem Toxy: 16 km
Gesamtstrecke: 16 km
Wetter in Bilbao: viel blauer Himmel, kaum Wolken, abends um 19:00 Uhr
30 Grd. C


Bevor ich über den heutigen Tag berichte, eine kurze Reminiszenz auf vorgestern, Montag. Die für das Toxy maßgeschneiderte Transportbox war zwischenzeitlich angekommen, so dass ich mich wohlgemut daran machte, das Toxy zu zerlegen (Tretlagerrohr ausbauen, Pedale, Sitz und Lenker abbauen). Nachdem noch schön Platz in der Kiste war, kamen auch noch die Zeltausrüstung und die Radlerschuhe hinein. Dann klebte ich die Kiste kunstfertig mit Packband zu und meldete das Rad bei Germanwings als Sondergepäck an. 50 Euro/Strecke sollte der Spaß kosten, als ich aber die Online-Rechnung sah, waren aus den 50Euro 94Euro geworden. Für mich völlig unverständlich. Ein Anruf bei der etwas inkompetenten Hotline ergab, dass wegen der Zwischenlandung in Stuttgart zwei Flüge berechnet werden würden. Zähneknirschend ergab ich mich in mein Schicksal und überwies den fälligen Betrag.

Nun zu heute:

Nachdem wir gestern nach einem tollen Grill-Abschiedsabend bei Elisabeth und Bernd die Box noch in unser kleines Auto geladen haben (der Beifahrersitz musste dazu abgeklappt werden, damit die Kiste der Länge nach hineinpasste), fahren wir um 4:30 Uhr in Kiel los. Christl sitzt hinter mir auf der Rückbank weil der Beifahrersitz - wie eben erwähnt - durch die Kiste blockiert ist. Nach einer knappen Stunde kommen wir in Hamburg Fuhlsbüttel an. Christl fährt wieder nach Hause, und ich gehe zum "Check-In". Die nette junge Frau runzelt mit der Stirn und meint: Die Kiste könne nicht mit, sie ist mit 38 kg zu schwer, erlaubt seien maximal 32 kg! Da ist guter Rat teuer. Die "Check-In-Frau" meint, ich solle doch die Sachen, die nicht zum Fahrrad gehören auspacken. Andere Kunden würden dann mit Frischhaltefolie die losen Gegenstände zu einem Gepäckstück verschnüren. Unten gibt es einen EDEKA-Laden, der hat solche Folie. Ich packe alles zusammen und bin um 6:45 Uhr am Edeka-Laden. Der macht aber erst eine viertel Stunde später auf. Ein junger Mann hat aber Erbarmen mit meiner Not und holt mir schon vorher die Folie und das Packband, das ich brauche, um die geöffnete Kiste wieder zu verschließen.

Also verstaue ich das Zelt, Isomatte, Wolldecke und Kettenspray in der Quertasche und rödele diese mit der anderen Satteltasche zusammen (der Tipp mit der Folie funktioniert ganz gut!). Wieder zum Check-In. Nun passt es mit dem Gewicht. Bei der Sperrgutgepäckannahme sagt mir der nette Mensch nach dem Röntgen, dass die Spraydose nicht mit darf. Langsam werde ich nervös, weil der Flug um 6:40 abheben soll, und ich muss nun das Rödelpaket wieder auseinander schneiden, damit die Spraydose in Hamburg bleiben kann. Der nette Schaltermensch gibt mir aber ganz viel Lufthansa-Klebeband, so dass wir gemeinsam wieder das "Rödelpaket" herstellen.

Mittlerweile ist es 6:25 Uhr. Bei der Security-Überprüfung gibt es lange Schlangen, und als ich durch bin, fängt ein weniger netter Mensch an, den Inhalt meines Handgepäcks zu verifizieren. Nun ja, irgendwann ist auch das vorbei, und ich eile so schnell wie möglich zum Gate A38, welches natürlich fast am weitesten entfernt ist - es gibt noch A40). Ich werde schon zweimal aufgerufen und bin der letzte Passagier, der die Maschine besteigt. Besonders komfortabel sind die Plätze nicht, Beinfreiheit ist so gut wie gar nicht vorhanden, und Platz zum Nachbarn habe ich auch nicht. Gut, dass ich einen Gangplatz habe, da kann ich mich wenigstens in die andere Richtung bewegen, behindere dafür aber ab und zu ein Mitglied der Kabinencrew. Es gibt aber nicht einmal Erdnussflips umsonst - man muss alles kaufen. In Stuttgart habe ich 1 1/2 Stunden Aufenthalt und lande dann endlich um 11:30 Uhr in Bilbao. (Genau so eng wie vorher).

In Bilbao kommt das Gepäck relativ schnell an. Ich packe alles auf eine Karre, suche mir eine freie Bank und beginne, das Gepäck und das Toxy auszupacken. Bald hat mich eine Schar Menschen umrundet, die wohl alle neugierig sind, was ich da mache. Der Schweiß läuft mir runter - es ist etwas wärmer als in Deutschland. Nach einer Stunde ist alles zusammengebaut und verstaut. Die leere Kiste stelle ich neben eine Mülltonne.

Ich schalte mein Navi ein um den besten Weg nach Bilbao zu finden - nur sind leider die Batterien leer. Die Ersatzbatterien sind in einer der Taschen. Also alles wieder auspacken und Batterien suchen. Danach ist es kurz nach 13:00 Uhr, und ich starte meine Fahrt nach Bilbao (davon gleich zu Beginn 200m auf der Autobahn - ein freundlicher Tankwart meinte, da könne man ruhig mit dem Fahrrad fahren). Die Strecke ist zwar mit 16 km doppelt so lang wie die kurze. Die kurze hat aber 250 m bergauf und 300 m bergab, während ich auf der längeren im wesentlichen nur bergab fahre.


Hotel in Bilbao
Guggenheim-Museum
Spaziergang am Ria del Nervión
Nach 1 1/2 Stunden bin ich dann im Stadtteil Deusto in meinem Hotel NH Deusto. Ich habe ein Doppelzimmer mit Einzelbelegung und kann sogar mein Fahrrad mit ins Zimmer nehmen. Nach der dringend benötigten Dusche lege ich mich kurz aufs Bett und schlafe sofort ein. So wird es etwas später mit der Stadtbesichtigung.
Beim Guggenheim-Museum
Ich gehe am Fluss entlang bis zum  Guggenheim-Museum, das ich mir allerdings nur von außen anschaue - von der Architektur her wirklich bemerkenswert. Und interessant ist auch die Riesenspinne zwischen Museum und Fluss.

Weiter laufe ich (nein, eher humpele ich) bis in die Altstadt, wo ich mir die Kathedrale ansehe und bei
Kathedrale von Bilbao
Santiago
einer Frau im Kirchenbüro den ersten Pilgerstempel für die Credential bekomme. Dann sehe ich mir noch ein bisschen die Altstadt an, trinke zwei dringend benötigte Biere und gehe zu einem Burger-King-Laden wo ich mir für 8 Euro irgendein komisches Menü (mehrfach geschichteter Burger, Pommes und große Cola) reinziehe, aber die Restaurants haben noch nicht geöffnet! Anschließend laufe ich dann durch die Haupteinkaufsstraße zurück zum Hotel, ohne nicht jedoch vorher in einem Supermercado Wasser und kleine Küchlein für morgen eingekauft zu haben.

Blumenpracht in öffentlichen Anlagen
So, das ist der Bericht vom ersten Tag. Ich werde jetzt die Route für morgen austüfteln und dann etwas eher schlafen gehen - die letzte Nacht war doch etwas kurz.

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